Die Einführung öffentlicher Systeme für die Versorgung

mit Wasser, Gas, Elektrizität, Transport und Kommunikation gehörte zu den zentralen Elementen der Verstädterung und Industrialisierung im
19. und 20. Jahrhundert.

Diese Entwicklung der Infrastruktur verlief in Ostwestfalen-Lippe im städtischen und im ländlichen Raum sehr unterschiedlich. In den Städten entstanden seit 1850 für Gas und ab 1890 für Wasser und Elektrizität leistungsfähige Versorgungsnetze mit den stadtbildprägenden Hochbauten der Gasbehälter und Wassertürme. Die Einführung der Gasbeleuchtung veränderte das städtische Leben grundlegend. Gasleitungen vernetzten private Haushalte, Industrie- und Gewerbebetriebe zu einem ersten, zentral organisierten System.

In Fabriken und Werkstätten schuf die Gasbeleuchtung die
Voraussetzung für lange Arbeitstage. Ab 1890 setzten sich Gasmotoren als Antriebsquelle in vielen kleinen und mittleren Unternehmen durch. Mit der Elektrizität stand etwa zur gleichen Zeit eine weitere Energie zur Verfügung, die zunächst vor allem zum Betrieb von Straßenbahnen und zur Beleuchtung genutzt wurde. Die Stromanbieter warben bald für weitere vielfältige Anwendungsmöglichkeiten im industriellen und privaten Bereich. Lehrküchen und Ausstellungsräume wie im Haus der Technik in Bielefeld vermittelten den Nutzen elektrischer Geräte.


Der Anschluss von privaten Haushalten und Industriebetrieben

an zentrale Wassersysteme sollte zu einer geregelten, kontrollierten Trinkwasserversorgung und Brauchwasserentsorgung führen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gehörte dies zum Standard der städtischen Leistungsverwaltung. In den Kleinstädten und auf dem Land setzte diese Entwicklung im Wesentlichen erst in den 1920er-Jahren ein. 1926 verfügten 90 Prozent aller ländlichen Betriebe in Preußen über elektrische Anschlüsse, nutzten diese allerdings erst in geringem Umfang für den Betrieb von Elektromotoren. An der Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg GmbH (EMR) lässt sich die Elektrifizierung des ländlichen Raums anschaulich nachvollziehen.

Sie wurde 1909 gegen großen Widerstand gegründet und versorgte die umliegenden Städte, aber auch ländliche Siedlungen mit Strom. Großkunden wie der gerade erweiterte Bahnhof in Löhne sicherten den wirtschaftlichen Erfolg. Der Aufbau des Leitungsnetzes zu verstreut wohnenden Kleinabnehmern im ländlichen Raum war mit sehr kostenintensiven Infrastrukturleistungen verbunden. Mit intensiver Werbung versuchten die Betreiber der sogenannten Überlandzentralen die Verwendung von elektrischer Energie zum Betrieb von Milchzentrifugen oder Häckselmaschinen in der Landwirtschaft zu steigern.


Technische Voraussetzungen für die Gründung

dieser Überlandzentralen war die Erfindung des Drehstroms am Ende des 19. Jahrhunderts, der anders als der zuvor verwendete Gleichstrom über Hochspannungsleitungen transportfähig war und von Transformatoren auf nutzbare Niederspannung herabgesetzt werden konnte. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten die Kommunen immer mehr Zuständigkeit auch für das innerstädtische Transportwesen. Elektrisch betriebene Kleinbahnen wie in Herford oder Straßenbahnen verbanden zudem die ländlichen Gebiete enger mit den städtischen Zentren. Stromversorgung und Straßenbahnbetrieb kamen meist aus einer Hand. So betrieb die spätere Paderborner Elektrizitätswerk und Straßenbahn AG (PESAG) zwischen 1886 und 1963 auf über 80 Kilometern Länge in zwei Netzen rund um Detmold und Paderborn eines der ausgedehntesten Überlandstraßenbahnnetze Deutschlands.

Dazu gehörten nicht nur Krankenhausneubauten, sondern als wichtige Maßnahme zur Sicherung der öffentlichen Gesundheit ab etwa 1880 auch die Einrichtung von meist städtischen Schlachthöfen in größeren und kleineren Kommunen. Dort setzte sich sowohl die Entsorgung der Kadaver und Abfälle als auch die Kontrolle über die Fleischqualität nach modernen Standards durch. Im Gegensatz zu den neuen Elementen städtischer Leistungen gehörte die Brandsicherung und -bekämpfung zu den seit dem Mittelalter gemeinschaftlich geregelten Aufgaben städtischer und ländlicher Gemeinden. Technische Neuerungen wurden im Feuerlöschwesen schnell aufgegriffen und zielgerichtet umgesetzt. Zur gleichen Zeit umfasste die Daseinsvorsorge in den Städten auch verstärkt Einrichtungen für die öffentliche Gesundheitspflege.